Liebe Eltern, liebe Mitarbeiter/-innen und Freunde,
auch am Ende dieses Jahres blicken wir zurück auf viele Herausforderungen, die wir gemeinsam mit Ihnen gemeistert haben. Wir wissen Ihr Engagement sehr zu schätzen, um trotz aller Turbulenzen den Kindern eine unbeschwerte und ihre Entwicklung fördernde Zeit in unseren Kitas zu ermöglichen. Wie dies auch mit externer Unterstützung gelingen kann, lesen Sie in dieser Kiezmotte am Beispiel der Kita Bärenkinder. Falls Sie noch nach einem unterhaltsamen Weihnachtsgeschenk suchen, könnte unser Medientipp genau das richtige sein. Eine kurzweilige Lektüre und ein harmonisches Weihnachtsfest wünscht Ihnen die Redaktion der Kiezmotte
Täglich Herausforderungen meistern
Luisa Kinzel ist seit November neue Leiterin der Kita Heidekampweg. Leitungserfahrung konnte die studierte Kindheitspädagogin während ihrer vierjährigen Tätigkeit als Teamleiterin in der Kita Bärenkinder sammeln.
Innerhalb weniger Wochen sind Sie von der Kita Bärenkinder in die Kita Heidekampweg gewechselt. War das ein Sprung ins kalte Wasser?
Ich hatte das Glück, dass ich noch gute zwei Wochen mit meiner Vorgängerin Heike Volkamer zusammenarbeiten konnte. So konnte ich die Kita kennenlernen mit allen ihren Besonderheiten. Mit Carmen Enz als meine Stellvertreterin gibt es eine gute Verzahnung von Altbewährtem mit modernen Ideen. Das ist eine super Mischung. Durch meine vorherige Tätigkeit als Teamleiterin bin ich mit den Aufgaben als Kitaleiterin vertraut. Das kalte Wasser ist also gar nicht so kalt.
Was begeistert Sie an Ihrer Arbeit?
Täglich neue Herausforderungen zu meistern, das hat mir schon in der Kita Bärenkinder viel Spaß gemacht. Jetzt fange ich wieder von vorne an. Im Vergleich zum Kiez und den Eltern rund um den Tierpark, ist der Wunsch der Elternschaft der Kita Heidekampweg sich zu beteiligen und einzubringen, sehr groß. Dies für beide Seiten bereichernd zu gestalten, darauf freue ich mich.
Welche Akzente wollen Sie setzen in der Kita Heidekampweg?
Gemeinsam mit dem Team habe ich begonnen, organisatorisch-strukturelle Abläufe zu verändern. Es gibt nun einen Rahmendienstplan, den die Kollegen nutzen, um ihre Dienstpläne ab sofort eigenständig zu gestalten. Eine weitere Neuerung ist, dass wir, obwohl die Kita aus zwei Häusern besteht, uns nun als ein Haus verstehen und vernetzen. Es gibt nur noch einen Spät- und einen Frühdienst und das wirkt sich auch auf die Kolleginnen aus, wenn sie sich als ein Team verstehen. Die eingeführte Nutzung der Plattform Teams stellt hier ebenso einen großen Schritt in Richtung Vernetzung dar.
Was erwartet Sie und Ihr Team im neuen Jahr?
Wir starten in das neue Jahr mit einer neuen motivierten Auszubildenden. Das ist ein großer Glücksfall und Zugewinn, der uns sehr bereichert. Weitere Bewerbungen stehen aus, wodurch sich unser Team allgemein verändern wird. In den geplanten Dienstberatungen stellen wir die Kita auch pädagogisch einmal neu auf den Kopf und schauen, wohin uns der Weg führt. Darauf freuen wir uns sehr.
Das Verständnis füreinander fördern
Um den Austausch zwischen pädagogischen Fachkräften und Eltern aus Vietnam zu verbessern, kooperiert die Kita Bärenkinder mit dem freien Kinder- und Jugendhilfeträger Ostkreuz City. Zwei Sozialarbeiter unterstützen das Team bei Sprachbarrieren und bei pädagogischen Themen.
Seit vielen Jahren betreut die Kita Bärenkinder einen großen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund, von denen gut die Hälfte aus Vietnam stammt. Fehlende Deutschkenntnisse und kulturelle Unterschiede erschwerten für Eltern, Kinder und Erzieherinnen den Kitaalltag. Als im Sommer durch den Abschluss der Sanierung des Krippenanbaus neue Kitaplätze frei wurden, meldeten fast zu 90 Prozent vietnamesische Eltern ihre Kinder für die Eingewöhnung an. Um die neue Situation für alle Seiten bestmöglich zu gestalten, entschied sich das Team um die Kitaleiterinnen Janet Koch und Jeanette Christoph für eine externe Unterstützung. Im Oktober 2021 hatte Janet Koch bei einem Fachtag des Jugendhilfeträgers Ostkreuz City von dem Projekt mit vietnamesisch sprachigen Eltern in Berlin erfahren. »Uns war wichtig, dass neben den Eltern und Kindern die Erzieherinnen im Mittelpunkt stehen und eine Begleitung erfahren, die ihnen viele Fragen zum kulturellen Hintergrund beantwortet und ihnen zur Seite steht«, berichtet die Kitaleiterin.
Seit September bieten die Sozialarbeiterin Hoà nam Nguyen und ihr Kollege zwei Sprechstunden in der Woche an. Sie begleiten Eltern und Erzieherinnen bei den Vorbereitungsgesprächen zur Eingewöhnung, bei Entwicklungsgesprächen oder bei Auswertungsgesprächen nach den ersten Wochen. Die neuen vietnamesischen Familien luden sie zu einem Info-Elternabend zum Thema Eingewöhnung ein. »Das war sehr hilfreich, weil es in Vietnam keine Eingewöhnung gibt. Danach war den Eltern bewusst, dass sie sich Zeit nehmen müssen in der Eingewöhnungsphase«, erzählt Hoà nam Nguyen. Zudem unterstützt sie mit ihrem Kollegen das Team bei der Arbeit mit den vietnamesischen Kindern, um Feedback zu geben und Empfehlungen auszusprechen. Da sie selbst mit acht Jahren nach Deutschland kam, kennt sie sowohl die vietnamesische als auch die deutsche Kultur. Die junge Frau hat mit ihren Eltern erlebt, wie schwer es ist, sich ein neues Leben in Deutschland aufzubauen.
»Die Kita Bärenkinder gibt den Eltern die Möglichkeit zum Austausch. Mit uns als Begleitung für die Vietnamesen unterstützen wir auch ihre Kinder dabei, gut in der Kita anzukommen, weil die Eltern alles verstehen und sich so besser einbringen können«, sagt sie. Heute zum Laternenfest sind viele vietnamesische Eltern gekommen und haben Speisen mitgebracht. Auch für das Team ist die Kooperation bereichernd. »Das Verständnis füreinander ist gewachsen und die Eltern fühlen sich viel mehr gesehen und haben Lust, sich zu beteiligen. Sie fühlen sich ganz anders wertgeschätzt und respektiert«, so Janet Koch. »Alles, was wir hier lernen über eine andere Kultur und dass es einen Perspektivwechsel braucht, bringt uns auch Punkte bei anderen Eltern mit Migrationshintergrund. Wichtig ist, dass Eltern sich angenommen fühlen und sie und ihre Kinder die besten Voraussetzungen haben, sich hier integrieren zu können.«
So viele Kinder...
Viele Eltern fragen uns, warum unsere Fachkräfte sich um so viele Kinder gleichzeitig kümmern müssen. Was ist mit dem Betreuungsschlüssel?
Wieviel Fachpersonal für die Betreuung von wieviel Kindern in der Kita zur Verfügung steht, wird in Berlin über den Betreuungsschlüssel geregelt. Dabei gilt generell: je geringer der Betreuungsschlüssel, desto besser sind die Bedingungen für die pädagogische Arbeit. Aktuell gilt in Berlin ein Verhältnis von 3,75 Kindern je pädagogische Fachkraft. Warum dennoch in der Praxis meist mehr als vier Kinder von einer Fachkraft betreut werden müssen, hängt nicht nur mit dem aktuell herrschenden Fachkräftemangel zusammen. Auf den Betreuungsschlüssel haben in der Praxis viele Faktoren Einfluss und er gilt auch nicht für alle Kinder in gleichem Umfang. Haben einzelne Kinder beispielsweise einen besonderen Förderbedarf, kann sich das sogar günstig auf den Betreuungsschlüssel auswirken. Die meisten anderen Faktoren haben aber einen negativen Einfluss auf das Betreuungsverhältnis. Für Kinder ab 3 Jahren liegt der Schlüssel schon generell höher. Der individuelle Betreuungsumfang des Kita-Gutscheins, die Öffnungszeiten der Kita und andere Faktoren, wie Urlaubsanspruch und Krankentage sind im Betreuungsschlüssel nicht berücksichtigt. Was bedeutet das in der Praxis? Der Betreuungsschlüssel ist nur ein Richtwert und für die Berechnung der Finanzierung von Kita-Plätzen relevant. Darüber wieviel Fachkräfte in einer Kitagruppe für die Kinder zur Verfügung stehen, sagt er wenig. Kinder im Kiez setzt sich dennoch dafür ein, dass der Betreuungsschlüssel nicht zu Lasten der pädagogischen Qualität verändert wird und dass wir weiterhin allen Kindern die Aufmerksamkeit schenken können, die sie benötigen.
Der Ostermann
Marc Uwe Kling und Astrid Henn: »Der Ostermann«, Carlsen Verlag, 4-99 Jahre, empfohlen von Lars Unbehaun, Bereichsleiter
Nicht nur Kinder amüsieren sich königlich bei der (Vorlese-)Lektüre des Kinderbuchs »Der Ostermann« von Marc Uwe-Kling. Der Autor der Känguru-Chroniken erzählt darin die Geschichte vom kleinen Sohn des Weihnachtsmannes, der nicht in dessen Fußstapfen treten möchte. Er mag den Winter nicht und träumt vom Frühling, Hasen und bunten Eiern. Kurzum, er möchte lieber Ostermann werden. Marc-Uwe Kling widmet sich dem Thema Erwartungen und Familientraditionen mit Augenzwinkern und gesellschaftskritischem Humor. Die Geschichte ist in Reimform geschrieben und macht so auch den kleinsten Zuhörern große Freude. Dazu wurde das Buch zauberhaft und detailverliebt illustriert. Es ist so komisch und liebenswert, dass man am Ende der Geschichte gleich noch mal von vorne anfangen will.
Redaktion: Christoph Ziegler, redaktion@kinder-im-kiez.de
Text: Anja Karrasch, Portrait: Tanja Schnitzler
Gestaltung: bildmitte.de